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30. Dezember 2022Lohnt sich in Rohstoffe investieren im Angesicht der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage? Und wenn ja: in welcher Form? Diese Fragen stellen sich viele Anleger, doch die Antwort ist nicht eindeutig. Denn das eine Rohstoff-Investment gibt es nicht! Es handelt sich um ein weites Feld mit unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten.
Dementsprechend müssen wir auch die verschiedenen Investmentformen gesondert betrachten. Im ersten Teil dieser “in Rohstoffe investieren”-Anleitung erläutern wir daher die Grundlagen und stellen dir einige elementare Formen des Rohstoff-Investments vor. Im zweiten Teil geht es dann stärker ins Detail: Wir analysieren Future-Geschäfte mit Rohstoffen, den wahrscheinlich lukrativsten, aber auch komplexesten Rohstoff-Markt.
- Rohstoffe sind ein Grundpfeiler unserer Wirtschaft und waren dadurch in der Vergangenheit lukrativ. Verschiedene Anlagemöglichkeiten stehen zur Verfügung.
- Aktien und ETFs von Unternehmen, die im Bereich Rohstoffe aktiv sind, sowie ETCs und Zertifikate werden häufig eingesetzt. Sie haben aber eigene Vor- und Nachteile
- Der Handel mit Futures verspricht hohe Gewinne, ist aber riskant und für Anfänger nur schwer zu durchschauen.
- Rohstoffe haben seit ca. 2005 kein attraktives Investment mehr gebildet.
In Rohstoffe investieren – wie geht das?
Rohstoffe sind grundlegende Güter, die direkt verbraucht oder durch die Industrie weiterverarbeitet werden. Aus Sicht des Finanzmarkts zählt man üblicherweise fünf Kategorien zu diesem Bereich: Fossile Energieträger (Öl, Gas), Edelmetalle (Gold, Silber …), Industriemetalle (Eisen, Kupfer… ), Agrarrohstoffe (Kaffee, Weizen …) und Viehwirtschaft (Rinder, Schweinebäuche…).
Sie bilden das Fundament unserer modernen Wirtschaft, da aus ihnen sämtliche Waren entweder direkt hergestellt werden, oder (im Falle von Öl und Gas) die Herstellung und unser Alltag auf sie angewiesen sind. Dass hohe Mengen dieser Rohstoffe täglich gehandelt und verbraucht werden, versteht sich von selbst. Aber bedeutet dies auch, dass in Rohstoffe investieren sinnvoll ist?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Blick auf die verschiedenen Produkte werfen, die Anlegern zum Investieren in Rohstoffe zur Verfügung stehen. Denn die hohe Bedeutung und das erhebliche Handelsvolumen für Rohstoffe hat dazu geführt, dass sich ein ganzes Ökosystem aus Investmentformen gebildet hat.
1. Direktes Investieren in Rohstoffe
Die meisten Rohstoffe benötigen viel Lagerplatz. Nur die wenigsten Anleger können und wollen ein Lagerhaus mit Ölfässern füllen oder ein Kühlhaus voll Schweinebäuchen betreiben. Edelmetalle wie Gold und Silber bieten jedoch eine gute Möglichkeit für ein direktes Investieren in Rohstoffe.
Sie benötigen vergleichsweise wenig Platz und können daher problemlos Zuhause oder in einem Bankschließfach gelagert werden. Vor allem besonders hochpreisige Edelmetalle wie Gold erlauben es, hohe Summen auf kleinstem Raum aufzubewahren. Es ist daher kaum verwunderlich, dass Gold nach wie vor das beliebteste Edelmetall für Anleger darstellt.
Auch Silber wird stark nachgefragt: Es verbindet die Möglichkeit der Wertanlage mit einem tatsächlichen Nutzen, da es in der Industrie eine wichtige Rolle spielt. Investoren sollten sich allerdings bewusst sein, dass im Vergleich zu Gold eine 50-Mal größeres Volumen gelagert werden muss, um den gleichen Wert zu erreichen!
Edelmetalle sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil eines gut diversifizierten Portfolios. Aufgrund dieser Bedeutung werden sie häufig als eigene Kategorie betrachtet und bei der Frage “In welche Rohstoffe soll ich investieren?” übergangen. Für Privatanleger dürften sämtliche anderen Rohstoffe aufgrund der Kosten für die Lagerhaltung nicht für ein direktes Investment infrage kommen.
2. In Rohstoffe investieren durch Aktien und ETFs
Rohstoffe müssen aus der Natur gefördert oder angebaut werden. Diese Aufgaben übernehmen verschiedene Unternehmen: Sie betreiben Minen, Förderplattformen, Farmen, Viehhöfe und alle anderen Arten von Produktionsstätten. Wenn Anleger Aktien dieser Firmen erwerben, setzen sie auf Rohstoffe – wenn auch eher indirekt.
Investoren können hier von steigenden Rohstoffpreisen profitieren. Der Anstieg der Öl- und Gaspreise durch den russischen Angriff auf die Ukraine oder die hohen Preise für Bauholz aufgrund der zuletzt geringen Produktion in Nordamerika sind typische Beispiele.
Auch ohne solche kaum vorhersehbaren Ereignisse können Aktien eine hervorragende Möglichkeit bilden, wenn wir in Rohstoffe investieren möchten: Als Anteilseigner eines Unternehmens können wir von den typischen Vorteilen des Aktienbesitzes wie langfristiges Wachstum der Märkte oder Dividenden profitieren.
Wer breit aufgestellt über Aktien in Rohstoffe investieren will, kann außerdem einen Rohstoff-ETF nutzen. Hier finden sich – je nach Produkt – die Wertpapiere mehrere Firmen, die in der Förderung, Transport/Handel oder Verarbeitung von Rohstoffen aktiv sind.
Aufgrund der Gesetzgebung für ETFs (Mindestmaß an Diversifikation) in Europa können sich diese Finanzprodukte nicht nur auf einen einzigen Rohstoff fokussieren. Für Anleger bedeutet dies eine gesunde Aufteilung ihres Investments; wer jedoch gezielt in einzelne Rohstoffe investieren möchte, sollte lieber eine alternative Anlageform wählen. Durch die unterschiedliche Rechtslage sind ETFs, die nur einen einzelnen Rohstoff enthalten, aber zum Beispiel in der Schweiz möglich.
3. Mit ETCs in einen einzelnen Rohstoff investieren
Ein ETC ist ein börsengehandeltes Finanzprodukt, mit dem wir in einen einzelnen Rohstoff investieren können. Anleger können dabei von einer Preissteigerung des jeweiligen Guts profitieren – sinkt der Preis, verliert allerdings auch unser Investment an Wert.
Anleger können mittels ETCs besonders einfach in Rohstoffe investieren, da die Produkte über reguläre Broker mit wenigen Klicks gekauft werden können. Vor allem der Erwerb von Gold ist hier sehr beliebt: Produkte wie der “Invesco Physical Gold A” weisen ein Volumen von mehreren Milliarden Euro auf.
Wer auf diese Weise in Rohstoffe investieren möchte, kann von Preissteigerungen profitieren; die Vorzüge eines direkten Goldkaufs (physische Sicherheit für schlimmste Zeiten, bei komplettem Crash des Finanzsystems etc.) entfallen jedoch. Eher geringe Kosten (0,12 % pro Jahr) und die Möglichkeit, kleine Beträge ohne Aufpreis anlegen zu können, tragen zur Beliebtheit der Produkte bei.
ETC unterscheiden sich von ETFs, denn sie gelten aus rechtlicher Sicht als unbefristete Schuldverschreibung. Kommt es zu einer Insolvenz des Herausgebers, ist das Kapital der Anleger bei ETFs geschützt: Sie gelten als Sondervermögen und können daher nicht einfach veräußert werden. Bei ETCs besteht eine solche Sicherheit allerdings nicht. Wer sich für den Kauf solcher Produkte entscheidet, muss also stets Vertrauen in den herausgebenden Anbieter haben.
Besonders synthetische ETCs weisen zudem ein zusätzliches Risiko durch die zugrunde liegenden Swap-Geschäfte auf. An diesen Termingeschäften sind weitere Unternehmen beteiligt, was zum Beispiel während der Bankenkrise 2008 zu erheblichen Problemen und Beinahe-Ausfällen führte.
4. Investment durch Zertifikate
Zertifikate sind während der Finanzkrise stark in Verruf geraten, denn sie werden von Banken herausgegeben. Bei einer Pleite, wie etwa Lehman Brothers 2008, können diese nicht mehr zahlen und es kommt zu Ausfällen für die Anleger.
Trotz dieses Risikos handelt es sich um Finanzprodukte, mit denen ein lukratives Investieren in Rohstoffe generell möglich ist. Hierbei schließen die Anleger, vereinfacht ausgedrückt, Wetten auf die Preisentwicklung der Rohstoffe ab. Dabei kann man sowohl von steigenden, als auch fallenden Preisen profitieren – je nachdem, welches Zertifikat man erwirbt.
Dadurch bieten Zertifikate zahlreiche Möglichkeiten und spezielle Strategien. Auch die Unabhängigkeit von Währungsrisiken (solange die herausgebende Bank zahlungsfähig bleibt) spricht viele Investoren an. Es handelt sich jedoch um Finanzprodukte, die mit Vorsicht zu genießen sind und idealerweise nur einen kleinen Teil des eigenen Portfolios ausmachen sollten.
5. Handel mit Futures
Bei Futures handelt es sich um Verträge zur Lieferung eines Produkts zu einem festgelegten Zeitpunkt. Der Name Futures (Futur = Zukunft) entstand durch die Tatsache, dass diese Termine in der Zukunft liegen.
Beim Investieren in Rohstoffe mittels Futures wird der entsprechende Rohstoff, zum Beispiel Öl, als Grundlage genommen und ein zukünftiger Zeitpunkt für die Lieferung festgelegt. Der Verkäufer eines solchen Futures spekuliert darauf, dass der Preis bis dahin ansteigt, während der Käufer auf einen gesunkenen Preis wettet.
Die beteiligten Parteien müssen den jeweiligen Rohstoff weder selbst besitzen, noch nach dem Kauf in physischer Form liefern bzw. entgegennehmen (obwohl diese Möglichkeit besteht). In der Regel wird stattdessen nur der finanzielle Wert der Produkte gehandelt.
Die Waren existieren jedoch “real” und befindet sich in Lagerhäusern, Tanks etc. Da die Investoren in der Regel kein Interesse daran haben, die Rohstoffe tatsächlich geliefert zu bekommen, werden Futures zum Ende ihrer Laufzeit geschlossen und nahtlos in neue Futures überführt. Da ein späterer Future jedoch stets teurer als der Vorgänger ist, entstehen zusätzlichen Kosten. Man spricht bei diesem Vorgang vom “Rollen”.
Rollkosten und die Komplexität des Future-Handels schrecken vor allem Privatanleger schnell ab. Warum diese Abneigung zumindest teilweise unbegründet ist, erfährst du im folgenden Teil unseres “in Rohstoffe investieren”-Guides.
Der Nachteil von Rohstoffen
Das Investieren in Rohstoffe erscheint auf den ersten Blick wie eine sinnvolle Erweiterung des eigenen Portfolios. Tatsächlich sind vor allem Edelmetalle kaum aus einer gut diversifizierten Anlagestrategie wegzudenken. Die Anlageklasse leidet jedoch unter der Tatsache, dass Rohstoffe keine Produktivgüter sind.
Sie erzeugen keine Gewinne oder Cashflow, wie es bei Unternehmen der Fall ist. Im Gegensatz zu Aktien scheint das Investieren in Rohstoffe daher nicht für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet.
Wie bereits der berühmte Investor Warren Buffett korrekt erkannt hat, handelt es sich dabei um eine Wette: Beim Rohstoffhandel setzen wir darauf, dass eine andere Person in X Monaten unserer Ware für einen höheren Preis kauft.
Grundsätzlich spricht nichts gegen dieses Wetten auf steigende oder fallende Rohstoffpreise. Anleger sollten sich jedoch vor dem Einstieg darüber im Klaren sein, dass es sich nicht um produktive Unternehmen handelt, in die dabei investiert wird: Wir nutzen unser Geld, um auf Kursveränderungen zu spekulieren. Umsätze, Gewinne, Cashflow etc. suchen wir vergebens!
Durch Futures in Rohstoffe investieren – besser als gedacht!
Das Investieren in Rohstoffe über Futures genießt einen zweifelhaften Ruf. Wer langfristige in diese Kontrakte anlegt, verliert einen großen Teil seiner möglichen Gewinne durch die Rollkosten. So lautet zumindest die landläufige Annahme.
Dieser Gedanke ist nachvollziehbar: Futures werden früher oder später geschlossen und in neue, teurere Futures überführt. Dieses “Rollen” frisst dabei unsere Gewinne auf, sodass sich der Futurehandel langfristig nicht lohnen kann. Dass an dieser Börsenweisheit nichts dran ist, zeigte jedoch bereits 2004 das Paper „Facts and Fantasies about Commodity Futures“.
Die Autoren untersuchten darin die Performances eines Portfolios aus 36 Rohstoffen wie Kupfer, Baumwolle, Gold, Kaffee, Zink oder Kohle. Angenommen wurde dabei ein Investment mittels Futures über einen Zeitraum von 45 Jahren. Das Ergebnis ist eindeutig: Anstatt der erwarteten schlechteren Performance konnten die Futures mit einem Zuwachs von 10,7 % pro Jahr gegenüber den Rohstoffpreisen mit 8,4 % sogar besser abschneiden! Bei näherer Betrachtung zeigte sich außerdem, dass diese Ergebnisse keineswegs durch einzelne Ereignisse hervorgerufen wurde, sondern konstant und systematisch waren.
Grund hierfür ist die Bewegung der Kurse, der bei einem Investment in Rohstoffe gut vorhersehbar sind. Anders, als bei Aktien, lassen sich hier zum Beispiel die saisonalen Auswirkungen gut einplanen. Die Kurse haben sich also tatsächlich in die Richtung bewegt, die von den Futures vorgegeben wurden. Steigen die Preise, spricht man von einem “Contango”. Fallende Kurse werden im Futures-Handel hingegen als “Backwardation” bezeichnet.
Die Anleger profitieren darüber hinaus von einer Risikoprämie: Da sie den Rohstoff-Produzenten einen zukünftigen Preis garantieren, werden sie für das damit verbundene Risiko entlohnt. Betrachten wir die Rendite-Entwicklung der Rohstoff-Futures, sehen wir also die zukünftigen Preise plus die Prämie.
Risikoprämie am Praxisbeispiel
Zur Verdeutlichung wollen wir ein realistisches Beispiel heranziehen:
Wir wollen Futures auf Öl nutzen, um in Rohstoffe zu investieren. Der Ölpreis liegt aktuell bei 90 Euro pro Barrel. Aufgrund vorhersehbarer Effekte wird jedoch davon ausgegangen, dass er bald auf 100 Euro ansteigt.
Ein Ölproduzent möchte keine Risiken eingehen und sich diesen Preis von 100 Euro bereits sichern. Er will daher einen Future über Öl für 100 Euro verkaufen.
Da wir in Rohstoffe investieren wollen, sind wir daran interessiert, diesen Kontrakt zu kaufen und dem Produzenten damit den Preis zu sichern. Wir wollen allerdings auch etwas daran verdienen und bieten ihm deshalb statt 100 Euro nur 99 Euro. Der Produzent möchte keine unnötigen Risiken eingehen und akzeptiert daher unseren Preisvorschlag.
Zum Ende der Laufzeit unseres Futures erwerben wir das Öl, wie vereinbart, für 99 Euro. Ist der Ölpreis bis dahin tatsächlich auf 100 Euro angestiegen, verkaufen wir die Ware für diesen Preis weiter. Die Differenz von einem Euro ist in diesem Fall unser Gewinn bzw. die Risikoprämie, die wir eingenommen haben.
Es ist nur fair, dass wir diesen Gewinn erhalten, denn immerhin haben wir das Risiko übernommen, den Preis für den Ölproduzenten zu garantieren. Wäre der Ölpreis zum Ende der Laufzeit niedriger ausgefallen, wäre die Differenz ein Verlust für uns.
Bei einer Aufwärtsbewegung (Contango) der Preise gilt: Aufgrund der Risikoprämie liegt der Futures-Preis im Durchschnitt knapp unter dem Rohstoff-Preis. Auch bei Abwärtsbewegungen (Backwardation) erhalten wir unseren Risiko-Aufschlag. Hier legt der Verkäufer der Futures einen etwas niedrigeren Preis als den tatsächlichen Rohstoff-Preis fest. Fallen die Preise weniger stark als im Future vereinbart, ergibt sich ebenfalls eine Risikoprämie für den Käufer.
Die Basis dieser Mechanik und letztlich der Grund für die gute Performance von Futures ist dabei die weitgehende Vorhersehbarkeit der Rohstoff-Preise.
Vorteile der Risikoprämie
Die Risikoprämie bei Future-Geschäften ist der Grund für die gute Performance dieser Anlageklasse gewesen. Sie sorgte dafür, dass ein langfristiges Investment trotz der Kosten für das Rollen eine bessere Rendite erzeugt als der zugrundeliegende Rohstoff.
Dieser Effekt ist für Anleger besonders attraktiv, da er mit der Rendite von Aktien durchaus zu vergleichen ist, jedoch anderen Bewegungen folgt. In der Regel stagnieren Unternehmensanteile am Höhepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung bereits, Rohstoffe verzeichnen hingegen weiterhin steigende Preise.
Umgekehrt erleben Aktien am Tiefpunkt einer Rezession bereits eine Trendumkehr und beginnen, sich wieder nach oben zu bewegen. Rohstoffe fallen hingegen noch einige Zeit weiter. Diese versetzte Bewegung bietet Anlegern die Möglichkeit, zwischen den beiden Investmentformen zu wechseln und jeweils eine ansprechende Rendite zu erzielen.
In Rohstoffe investieren ist kein Wundermittel
Die Analysen aus “Facts and Fantasies about Commodity Futures” zeigen also, dass sich der Handel mit Futures etwa bis zur Jahrtausendwende durchaus gelohnt hat. In einem zehn Jahre später erschienen Anschluss-Paper entdecken die Autoren jedoch starke Veränderungen.
Die positive Entwicklung der Futures gegenüber der Rohstoff-Preise hat sich in diesem Zeitraum deutlich verlangsamt:
Von einer Risikoprämie für die Futures-Investoren ist hier leider nicht mehr viel zu sehen. Die Autoren begründen diese Entwicklung durch die hohen durchschnittlichen Renditen für Rohstoffe, welche die Ergebnisse der Futures übertrafen. Dies deute darauf hin, dass die Anleger bei der Festlegung der Future-Preise das Wachstum der Rohstoffpreise (Spot-Preise) bereits vorweggenommen hätten.
Der Umstand wird unter anderem durch die hohe Rohstoff-Nachfrage im Betrachtungszeitraum begünstigt. Vor allem in Asien war, bis zur Finanzkrise, der Bedarf an Rohstoffen enorm. Würde man die effektiven Lagerkosten für Öl mit einbeziehen, hätten die Rohstoff-Renditen (Spot-Renditen) zu Beginn der analysierten Jahre schlechter abgeschnitten. In der zweiten Hälfte würden beide Kurven hingegen ungefähr gleich aufliegen, so die Autoren. Trotzdem ist die Risikoprämie, also die Prämie oberhalb des risikolosen Zinses, für den Zeitraum 2005 bis 2015, von 5,2 % auf nur noch 3,7 % gefallen.
Für diese Entwicklung gibt es mehrere mögliche Gründe und Interpretationen. Ein Marktwachstum, dass die Renditen gesenkt hat, wäre eine einfache Erklärung. Auch eine Senkung der Risikoprämien bei Aktien und Anleihen im Zuge der Finanzkrise könnte ein Auslöser sein.
Zudem wurde bei den Futures auch immer ein Sicherheitenportfolio mit einbezogen, das verzinst wurde. Aufgrund der Niedrigzinsphase seit 2009 hätten niedrigere Zinsen auch einen entsprechend negativen Effekt auf die Performance des Futures Portfolios gehabt.
Schwache Performance von Rohstoffinvestments
Die relativ schwache Performance der Futures seit ca. 2005 zeigt sich auch in anderen Bereichen des Rohstoffhandels. Daher liegt der Verdacht nahe, dass Rohstoffe generell an Attraktivität verloren haben und das Problem nicht exklusiv bei Futures besteht.
Auch die größten Rohstoff-ETFs zeigen zur gleichen Zeit erhebliche Einbrüche. So benötigte der beliebte L&G Longer Dated All Commodities UCITS ETF fast zehn Jahre, um das schwächelnde Rohstoff-Geschäft zu überwinden. Anleger können sich jedoch seit 2021 wieder über ansprechende Renditen freuen.
Obwohl das Rendite-Risiko-Verhältnis der letzten drei Jahre sehr attraktiv wirkt, zeigt die lange Durststrecke zu Beginn, welche Probleme in einer Rohstoff-Strategie stecken: Anleger können sich hier kaum auf eine stabile Risikoentschädigung verlassen.
Wenn du in Rohstoffe, wie Holz, investieren möchtest, dann lese dir jetzt meinen Artikel zu Wald-Investment durch.
Fazit: Nicht mit großen Erwartungen in Rohstoffe investieren
In Rohstoffe investieren scheint für Privatanleger keine besonders lukrative Idee zu sein. Die Marktentwicklungen des letzten Jahrzehnts haben es Investoren schwer gemacht, eine nennenswerte Rendite zu erzielen.
Eine starke Aufwärtsbewegung in den letzten Monaten erzeugte zwar erhebliche Gewinne; bei langfristiger Betrachtung ist sie jedoch nicht ausreichend, um ein positives Rendite-Risiko-Verhältnis zu demonstrieren.
Damit entgeht Anlegern leider eine Investmentform, die in der Vergangenheit attraktive Ergebnisse lieferte: Seit den 60er Jahren und bis in die 2000er hinein boten Futures auf Rohstoffe eine mehr als einladende Risikoprämie. Für die Übernahme des Preisrisikos erhielten die Investoren eine Rendite, die mit Aktien zu vergleichen war. Gleichzeitig bestand kaum Relation zwischen Rohstoffen und Wertpapieren, sodass effektiver Vermögensaufbau betrieben werden konnte.
Seit ca. 2005 sank diese Prämie und verlor an Stabilität. Obwohl eine Risikoprämie – zumindest theoretisch – weiterhin besteht, ist es daher schwierig geworden, diese auch tatsächlich zu erhalten. Finanzprodukte wie ETFs oder Zertifikate, die auf Futures basieren, zeigen diese Inkonsistenz ebenfalls. Gleichzeitig sind sie oft undurchsichtig und für Laien nur schwer zu verstehen.
Um in Rohstoffe zu investieren, können auch Aktien von beteiligten Unternehmen sowie ETFs aus diesen eingesetzt werden. Anleger können auf diesem Weg zumindest teilweise von steigenden Preisen für Öl, Metalle, Agrarprodukte und Co. profitieren.
Insgesamt bleiben Rohstoffe jedoch nur in seltenen Fällen ein sinnvolles Investment. Besonders für den Vermögensaufbau scheinen sie aktuell kaum geeignet. Wer jedoch bereits ein stattliches Vermögen besitzt und auf dessen Erhalt abzielt, könnte Rohstoffe durchaus in sein Portfolio integrieren. Wir würden hier von einem minimalen Vermögen von 100.000 Euro und einem Investment bis maximal 10 % ausgehen, um zusätzliche Diversifikation zu erreichen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Rendite-Sequenz-Risiko
1. In welche Rohstoffe kann man investieren?
Zur Auswahl stehen:
- Fossile Energieträger
- Edelmetalle
- Industriemetalle
- Agrarprodukte
- Viehwirtschaft.
Die Nachfrage und Chancen eines Investments unterscheiden sich stark zwischen den einzelnen Kategorien
2. In welche Rohstoffe sollte man 2022 investieren?
Der Rohstoff-Markt ist recht instabil. Ein Investment in Edelmetalle wie Gold, Silber, Palladium oder Platin könnte sich jedoch lohnen. Durch die hohe Nachfrage und die begrenzte Verfügbarkeit sind Preissteigerungen sehr wahrscheinlich.
3. Welche Rohstoffe sind in Zukunft gefragt?
Industrie- und Edelmetalle sowie seltene Erden werden zunehmend wichtiger, da sie für moderne Geräte und Elektronik unverzichtbar sind. Diese Entwicklung zeigt sich bereits heute bei Stoffen wie Gallium, Neodym, Titan oder Nickel.
4. Welche Rohstoffe werden in Zukunft knapp?
Aufgrund der Klimaveränderungen wird Trinkwasser eine extreme Verknappung erleben. Auch Silber ist einer der Rohstoffe, der in Zukunft nur noch schwer zu fördern sein wird. Andere Metalle und seltene Erden werden ebenfalls schwieriger zu finden.
5. Was ist der wichtigste Rohstoff der Welt?
Trinkwasser ist der wichtigste Rohstoff der Welt, der außerdem von Jahr zu Jahr knapper wird. Aus wirtschaftlicher Sicht sind Edelmetalle und Seltene Erden sehr wichtig, um insbesondere unsere Elektroindustrie zu versorgen.
6. Wie kann man in Rohstoffe investieren?
Ein Investment ist zum Beispiel durch Zertifikate, ETCs oder Futures möglich. Auch Rohstoff-ETFs stehen zur Verfügung. Durch Aktien von beteiligten Unternehmen können wir ebenfalls von Rohstoffen profitieren.
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