60/40-Strategie: Die beste Strategie, um sein Geld anzulegen?
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30. September 2023Investieren in die Welt-AG: Was ist die beste Strategie?
Gerd Kommers ETF, das Global Portfolio One von Andreas Beck, Flossbach von Storch - oder doch der ARERO Fonds von Martin Weber? Wer bildet die Welt-AG am besten ab? Wer hat die letzten Monate und die Turbulenzen an den Börsen am besten mit seiner Investmentstrategie gemeistert? All diese Fragen beantworten wir in diesem Artikel:
- Was ist die Welt AG?
- Welche prominenten Strategien gibt es, um in die Welt AG investieren?
- Wie haben die Strategien seit 2020 performt?
- Welche Lehren können wir für unsere Geldanlage ziehen?
Was ist die Welt AG?
Mit der Welt AG werden breit gestreute Aktieninvestments bezeichnet. Da es heutzutage mithilfe eines einzigen ETFs möglich ist, in die gesamte Welt zu investieren, ist es gleichbedeutend mit einer Investition in die Weltwirtschaft als ganzes.
Schließlich tun wir beim Investieren nichts anderes, als uns an Firmen, konkret an Aktiengesellschaften (AGs) zu beteiligen. Der Unterschied zum Investment in eine einzige Firma besteht darin, dass das Ausfallrisiko bei der Welt AG de facto null beträgt, da die gesamte Weltwirtschaft nicht pleite gehen kann, vorausgesetzt dass das aktuelle Wirtschaftssystem erhalten bleibt. Demgegenüber ist die Pleite einer einzelnen AG normal und gehört zum Börsenalltag dazu.
Das breit gestreute Investieren minimiert also die Pleitewahrscheinlichkeit und lässt uns die Renditen der Weltwirtschaft ernten. Um von dieser Streuung zu profitieren, sind seit einigen Jahren weltweit gestreute ETFs immer beliebter geworden. Doch wie genau investiert man in die Welt AG?
Welche prominenten Strategien gibt es, um in die Welt AG zu investieren?
Wir empfehlen euch, weltweit in den Aktienmarkt zu investieren, um das eben beschriebene Ausfallrisiko langfristig zu minimieren und die Erträge, die die Weltwirtschaft Dich als Investor produziert systematisch abzuschöpfen.
Am einfachsten geht das mit einem passiven ETF, der so viele Länder wie möglich abdeckt. Das klingt zunächst mal recht einfach, und trotzdem gibt es immer wieder Ideen und Ansätze, die dieses einfache Prinzip verfeinern. Daher schauen wir uns die bekanntesten Portfoliomanager mit ihren Strategien an und erklären, warum welche Strategie in welcher Phase gut abschneidet.
Diese 5 Strategien haben wir analysiert:
- SPDR MSCI ACWI IMI ETF (Standard)
- Global Portfolio One (Dr. Andreas Beck)
- ARERO Fonds (Dr. Martin Weber)
- Gerd Kommer ETF (Gerd Kommer)
- FvS Multiple Opportunities (Bert Flossbach)
Neben einem reinen Welt ETF schauen wir uns das Global Portfolio One von Andreas Beck, den ARERO Fonds von Martin Weber, den Gerd Kommer ETF und den Multiple Opportunities Aktienfonds von Flossbach von Storch an. Zusätzlich führen wir noch den MSCI World sowie einen MSCI Emerging Markets ETF auf, um hier auf einen Blick zu sehen, wie die zwei großen Regionen der Aktienwelt jeweils abgeschnitten haben.
SPDR MSCI ACWI IMI ETF
Dieser ETF ist einer der größten ETFs, denn er investiert in sowohl Industrie- als auch Schwellenländer und beachtet dabei im Gegensatz zu anderen Welt ETFs auch die Kleinstunternehmen, die Small Caps. Da er ein reiner Aktien-ETF ist hat er natürlich eine 100% Aktienquote. Um die verschiedenen Welt-Ansätze miteinander vergleichbar zu machen eine eigene Risikostufe definiert.
Diese Risikostufe machen wir vor allem an der Aktienquote fest, denn je höher das Aktiengewicht ist, desto höher ist das Risiko kurzzeitiger Verluste, wenngleich natürlich die langfristige Performance besser sein sollte. Der ETF hat also die Risikostufe 5 von 5.
Global Portfolio One
Das GPO wurde von Andreas Beck konzipiert und ordnet das Portfolio so an, dass in jede Region gemäß ihrem Anteil an der weltweiten Ertragskraft investiert wird. Hier sind in der Regel 80% in Aktien und 20% in Staatsanleihen und Gold investiert.
Ziel ist es, diese Investitionsreserve in Krisen stückweise aufzulösen und in Aktien zu investieren, weil dort höhere Renditen erhofft werden. Von uns gibt es daher eine Risikostufe von 4/5, denn die Anleihen sollten als Pufferfunktion dienen.
ARERO Fonds
Als nächstes schauen wir uns den ARERO Fonds von Prof. Dr. Martin Weber an. Dieser investiert zu 60% in Aktien, 25% in Staatsanleihen und 15% in Rohstoffe. Der Fonds soll einen gleichbleibenden Wertzuwachs erzielen und hat dafür auch noch die Rohstoffe mit drin, die wir in diesen Zeiten schon fast als Stagflationspuffer bezeichnen würden, denn gerade die Rohstoffe haben dem ARERO gewissermaßen durch das erste Halbjahr 2022 geholfen, als sowohl Aktien als auch Anleihen gelitten haben. Aufgrund der geringen Aktienquote und der stabilen Anleihequote setzen wir den Risikowert auf 3 von 5.
Gerd Kommer ETF
Kommen wir zum 4. Ansatz, dem Multifaktoransatz nach Gerd Kommer. Wir haben hier einen Faktoransatz, der verschiedene Faktorprämien vereinnahmt. Wir haben bereits ein Video zum Gerd Kommer ETF gemacht, das **Du hier findest**. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass durch die verschiedenen Gewichtungsmethoden ein stärkerer Fokus auf Schwellenländer und weniger Tech insgesamt gesetzt wird. Das wird später noch wichtig sein. Da es ein reiner Aktien ETF ist, haben wir die Risikostufe auf 5 von 5 gesetzt. Die Daten haben wir von dem entsprechenden Index, den der Gerd Kommer ETF abbildet, genutzt und hiervon die ETF Kosten abgezogen.
FvS Multiple Opportunities
Schließlich haben wir den mehrfach ausgezeichneten aktiven Mischfonds von Flossbach von Storch. Er ist mehrheitlich in Aktien investiert, nutzt aber auch Anleihen und Edelmetalle als Beimischung. Hier siehst du die Aufteilung per Ende Juli.
Wir vergeben daher wie beim ARERO Fonds die Risikostufe 3 von 5, da er von der Asset Allocation mit ihm ganz gut vergleichbar ist, obwohl er ein aktiv gemanagter Fonds ist und auch die Asset Allocation dynamisch und nicht starr wie beim ARERO ist.
Wie haben die Strategien seit 2020 performt?
Hier siehst Du jetzt alle Entwicklungen als Chart über die gesamte Zeit seit 01.01.2020 bis 30.06.2023. Weiter in die Vergangenheit konnten wir leider nicht gehen, weil manche Strategien erst seit 2020 verfügbar waren.
Über diese 3,5 Jahre fallen die Ergebnisse schon interessant unterschiedlich aus, obwohl es sich ja mehrheitlich um aktienlastige Strategien handelt. Welche Strategie welche ist, lösen wir gleich auf.
Wir starten mit dem Jahr 2020 – da ging es ordentlich rauf und runter, die Schwankungen waren im Coronajahr besonders groß. Deshalb betrachten wir nicht nur die Renditen, sondern vor allem die sogenannte Sharpe Ratio. Bei ihr betrachtet man die erzielte Rendite im Verhältnis zu den Schwankungen, um zu zeigen, welche Strategie den sozusagen risikolosesten Vermögensaufbau beschert hatte.
Und da erkennen wir: Alle Strategien waren fast gleichauf, die Sharpe Ratio unterschied sich nur minimal. Flossbach von Storch und Andreas Beck hatten die erfolgreichsten Strategien, was vor allem damit zusammenhing, dass sie mithilfe von Anleihen die Einbrüche am Aktienmarkt dämpfen konnten. Rein renditeseitig waren die Emerging Markets Bestperformer, dicht gefolgt von Andreas Beck.
Im Jahr 2021 gab es dann eine starke Rallye bei Aktien und Anleihen, von denen vor allem der MSCI World mit den großen Tech Titeln, aber auch Andreas Becks GPO profitieren konnte, da dessen Schwankungen in jenem Jahr besonders niedrig ausfielen und sowohl MSCI World als auch Andreas Beck die ersten Plätze belegten. Hier waren die Emerging Markets an letzter Stelle und all diejenigen, die stärker dort oder weniger in US Techaktien investiert waren, haben Plätze verloren.
2022 kam dann alles wieder anders – Aktien und Anleihen verloren in rekordverdächtigem Maße, während Rohstoffe durch den Ukraine-Krieg und die Inflation hohe Renditen erzielten. Da alle betrachteten Strategien hier Verluste machten, ist die Sharpe Ratio weniger aussagekräftig, weshalb wir das Ranking hier nach der Rendite vornehmen. Der ARERO Fonds konnte mit Rohstoffen Boden gutmachen und auch der Gerd Kommer ETF und das GPO liefen besser als die ETFs.
Im Jahr 2023 (bis 30.06.) sind US Tech-Aktien wieder oben zu finden. Ähnlich wie 2021 ist der MSCI World wieder ganz weit vorn, aber auch das GPO ist sehr dicht dran. Die Emerging Markets laufen hingegen weiterhin unterdurchschnittlich, ebenso wie Rohstoffe. Dementsprechend können der ARERO Fonds und der Gerd Kommer ETF von diesem Trend momentan nicht so stark profitieren.
Es gab also Jahre, in denen alle Strategien eng beieinander lagen und Jahre, bei denen deutliche Unterschiede zu erkennen waren. Auch wenn der Betrachtungszeitraum von 3,5 Jahren viel zu kurz für einen entsprechenden Vergleich ist, erkennst Du doch an den verschiedenen Marktphasen, wie sich die Performances erklären lassen. Im Endergebnis sieht das Ranking nach der Sharpe Ratio so aus:
Der MSCI World und der MSCI ACWI IMI haben das beste Ergebnis geliefert. Das ist nicht verwunderlich, weil alle anderen Strategien eine stärkere Diversifikation beabsichtigen als diese ETFs. Dadurch, dass aber in den 3,5 Jahren gerade wenige große Titel die Rendite gebracht haben, konnte sich das Prinzip der Diversifikation noch nicht auszahlen. Wir haben aber gesehen, dass beispielsweise im Coronajahr diese Klumpenrisiken auch bestraft werden können.
Bei den Strategien liegt letztlich das GPO vorn, dicht gefolgt vom ARERO und dem Gerd Kommer ETF. Am Ende befindet sich der Mischfonds von Flossbach von Storch. Die Emerging Markets sind weit abgeschlagen.
Die vergangenen Kurse sind kein Indikator für zukünftige Performance, insofern hat jede dieser Strategien ihre Daseinsberechtigung und beim nächsten Update kann alles anders aussehen.
Fazit
Was würde ich mir für Lehren aus diesen Charts ziehen:
1. Diversifikation mit Aktien und Anleihen
Diversifikation mit Anleihen wurde in den letzten Jahren nicht so belohnt, wie man es von den vorigen 100 Jahren kannte. Das lag vor allem an der Zinspolitik, die es so noch nicht oft gegeben hat. Da jetzt aber die Zinserhöhungen durch sind, werden Anleihen wieder zu einer wirklich interessanten Geldanlage.
2. Gold und Rohstoffe
Rohstoffe und Gold haben durchaus ihren Anteil an einer Glättung des Vermögensaufbaus gehabt. Das ging zwar mitunter auf Kosten der Rendite, aber sie haben sich während Corona und auch im Jahr 2022 eher gegenläufig zu Aktien und Anleihen entwickelt. Wer also etwas risikoaverser ist und schon ein Vermögen von einigen 100.000 EUR mitbringt, der kann sich überlegen, eine Position von jeweils 5-10% in diesen Assetklassen aufzubauen. Bei einem niedrigeren Volumen macht es aus meiner Sicht weniger Sinn, auf Kosten der Rendite diese Assetklassen einzubeziehen.
3. Aktien als Renditemotor
Du solltest langfristig auf Aktien setzen. Auch wenn die aktuelle Marktphase weniger Spaß machen sollte, ist das die Assetklasse, die Dir langfristig die meiste Produktivität bringt, weil Du Dich unternehmerisch beteiligst. Und den Unternehmern gehört schließlich der größte Gewinn. Auch wenn wir unterschiedliche Ansätze haben, so ist es wichtig, einen großen Teil in Aktien zu investieren, denn die Unterschiede sind mittelfristig nicht so groß wie man denken könnte.